Biographie

Die etwas andere Biographie

2006-emmerlich-barock300„Ich bin ein Barock-Mensch.“ So bezeichnet sich Gunther Emmerlich am 4. Oktober 2013 bei einem Gespräch im Bayrischen Rundfunk. Moderatorin Brigitte Theile von BR3 hat Emmerlich „kurzweilig gefragt“, so der Opernsänger, so dass in dem knapp 40 minütigen Interview viele persönliche In-formationen angesprochen werden konnten. „In jeder Hinsicht Barock“, so Emmerlich weiter. „In der Länge, in der Tiefe und in der Breite, nicht nur körperlich“. Er wolle sehr viel erreichen, dabei reicht es oft aus, neue Sachen auszuprobieren und kennen zu lernen. „Ich bin neugierig auf das Leben, nicht nur Essen und Trinken, auch berufliches.“ Außerdem stellte er fest: „Ich bin lieber vielseitig als einfältig. Das Leben ist zu kurz, um immer dasselbe zu machen.“

Am 18. September 1944 wurde Gunther Emmerlich in Eisenberg / Thüringen, geboren. Er machte das Abitur und studierte anschließend an der Ingenieurschule für Bauwesen in Erfurt. „Schon bald merkte ich, das die Musik mehr für mich ist als ein Hobby“, so Emmer-lich. An der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar studierte er erfolgreich fünf Jahre Operngesang. In den Jahren von 1973 bis 1993 war Emmerlich festes Ensemblemit-glied an der Semperoper in Dresden. Von Beginn an hatte er große Erfolge mit seiner sonoren Bassstimme.

liebestrankZu seinen großen Erfolgen zählt die Rolle des Osmin in ‚Die Entführung aus dem Serail‘ und der Sarastro in ‚Die Zauberflöte‘, beide von Wolfgang Amadeus Mozart. Weiter brilliert er als Sir John Falstaff in ‚Die lustigen Weiber von Windsor‘ von Otto Nicolai. – In Gaetano Donizettis Oper ‚Der Liebestrank‘ agiert Quacksalber Dulcamara sehr erfolgreich. Gunther Emmerlich kann, auch dank seiner anpassungsfähigen Stimme, die auf-gewühlte Dorfgemeinschaft  wieder  auf den richtigen Weg bringen, seine erste große Rolle. – Wolfgang Amade-us Mozart schrieb die Oper ‚Cosi fan tutte‘. Don Alfonso, ein zynischer Mann von Welt, wird von Gunther Emmerlich einfühlsam dargestellt, dabei wird die Treue der Geschlech-ter auf eine harte Probe gestellt. – In der Oper von Gioachino Rossini ‚Der Barbier von Sevilla‘ singt Gunther Emmerlich als Dr. Bartolo einen geld-gierigen Menschen, der sein Mündel Rosina um ihre Mitgift bringen will, was ihm aber nicht gelingt.

Auch in dem kleinen russischen Dorf ‚Anatevka‘ treibt Gunther Emmerlich sehr erfolgreich als Milchmann Tevje „sein Unwesen“, so ein Insider. Eine wunderbare Rolle für Gunther Emmerlich, wo er neben seinen sängerischen Leistungen auch die guten schauspielerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen kann.
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In London spielt das Musical ‚My Fair Lady‘. Dort lebt völlig ungeniert  Alfred P. Doolittle. Verantwortung und Moral kennt er zunächst nicht, er lebt oft von den Zuwendungen seiner Tochter Eliza.  – Der jemenitische Jude Sallah Shabati führt sich in dem gleichnamigen Musical von Ephraim Kishon in seiner Familie wie ein König auf. Seine europäischen Wurzeln bringen ihn und seine Familie in Israel nicht viel Glück. Zwangsläufig bringen die Kulturgegensätze eine Menge Aufgaben, die er nicht allein bewältigen kann. Gunther Emmerlich als Sallah Shabati stellt sich dieser Aufgabe und überzeugt.

Mit seiner Sendung „Showkolade“ wurde Emmerlich zudem in der DDR zum Fernsehstar. Einer seiner Vorteile war damals, dass er Sänger der Dresdner Semperoper war und da-durch eine große Bühnenpräsenz und Souverenität besaß. Schon damals machte es ihm Spaß, besonders auch mit seinem langjährigen Freund „Stumpi“, Schauspieler  und Kaba-rettist Wolfgang Stumpf, aufzutreten. Die „Showkolade“ wurde nicht live gesendet, weil die stumpi1beiden gern einige „versteckte Gags“ eingebaut hatten, die von der Zensur vor der Sen-dung rausgeschnitten wurden. „Unsere größte Freude war es“, so Emmerlich, „wenn die Herren ein paar eindeutige Texte selbst nicht erkannt hatten, und somit gesendet wur-den.“ Diese „Veralberung“, die leider meistens einen aktuellen Bezug auf das Leben in der DDR hatte, hat uns eine „intellektuelle Freude“ bereitet. Emmerlich weiter: „Wir haben nur versucht, die Möglichkeiten, die das Regime letztlich noch übrig gelassen hat, und so viele waren das nicht, auszuloten.“

„Dixieland im Frack“ heißt bis heute der Oberbegriff, wenn man von der Semper House semperhouseband700
Band mit Gunther Emmerlich spricht. Die Band überzeugt, neben Emmerlich, mit zusätz-lichen acht Musikern der Sächsischen Staatskapelle. Im einzelnen tragen die folgenden Musiker an dem großen Erfolg dieser Zusammenarbeit bei: Gunther Emmerlich mit Banjo und Gesang; Kurt Sandau mit Trompete und Piccolotrompete; Joachim Mäder mit der Klarinette; Hans Hombach spielt die Posaune; Wilfried Gärtner überzeugt mit der Flöte, Tenorsax und Sopransax; Peter Thieme spielt Piano und Oboe; Eberhard Lösch spielt Gitarre und Gesang; Wolfgang Klier beherrscht das Schlagzeug und die Oboe; Jürgen Schmidt spielt den Kontrabass. Ihr begeisterndes Repertoire: der moderne und mitreißen-de Sound bei Dixie, Swing und Spirituals. Die Persiflagen, auch bekannter Stücke der “ernsten“ Musik in witzigen Arrangements, versprechen immer neue Überraschungen.

Gunther Emmerlich „singt, swingt und liest“, wenn er seine beiden Bücher vorstellt. ‚Ich wollte mich mal ausreden lassen‘ und ‚Zugabe‘. Mit den Solisten Silke Krause, Piano; Micha Winkler, Posaune; Andre Schubert, Drums und Tino Scholz, Kontrabass hat er einen musi-kalischen und unterhaltsamen Abend zusammen gestellt.
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Mit manchen „Soloprogrammen“ führt er zusätzlich seine Gäste durch einen bezaubern-den Abend, die durch die Inhalte noch lange für die Betroffenen positiv nachhallen.

Wenn Emmerlich mit Trompete, Orgel und Cello auftritt, geht es meistens um Kirchen-konzerte. Mit seinem langjährigen Begleiter Klaus Bender, Klavier und Orgel; dem Trom-peter Kurt Sandau, beide von der Semperoper in Dresden, sowie Sabine Herzog aus Berlin. kirchenkonzert700
Es erklingen vorwiegend Werke der Barockzeit, der Klassik und Romantik.

„Emmerlich und Fröhlich“ sind zwei Könner auf ihren Gebieten. Neben Gunther Emmer-lich als Sänger unterstützt Frank Fröhlich diese Abende  mit seinem einzigartigen Gitar-renspiel. Emmerlich erzählt noch mehr aus seinem abwechslungsreichen Leben: Erlebtes und Gedachtes, Freudiges und Heiteres, Trauriges und Wehmütiges, Denk- und Erinne-rungswürdiges. Fröhlich untermalt nicht nur, nein – er erweist mit seinem perfekten und besonderen Gitarrenspiel, als genialer Partner von Gunther Emmerlich.

Nach der Wende war Emmerlich Moderator bei ARD und ZDF und mehr als zehn Jahre zauberhheimat1700
Gastgeber der ARD-Serie „Zauberhafte Heimat“, die zur Zeit im Hessischen Rundfunk, Fernsehen, samstags ab 15:45 Uhr erneut mit großer Resonanz wieder ausgestrahlt wird.
Gunther Emmerlich gastierte bisher in fast allen europäischen Ländern, Asien, Nord- und Südamerika (2008 in der Carnegie Hall in New York). Direkt zu Deborah Sasson
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Mit den Sopranistinnen  Deborah Sasson und Eva Lind verbindet ihn besondere musikali-sche Seelenverwandtschaft, was sich in den Ergebnissen ihrer gemeinsamen Musik aus-drückt.  Natürlich sind alle drei auch abwechselnd bei den großen Klassik- und Opern-Galas zusammen mit den renommiertesten Orchestern in den bekanntesten Konzertsälen und Open Air Veranstaltungsstätten. Mit Eva Lind und Ensemble gibt es seit 2010 das sehr erfolgreiche gemeinsame Programm „Frühling im Herzen“. Direkt zu Eva Lind

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Emmerich moderiert die unterschiedlichsten TV-Sendungen, singt Oper, Musical, Kirchen-konzerte, jazzt mit der Semper-House-Band, interpretiert Chansons, gibt Liederabende – eben ein echter Entertainer. Außerdem ist er Botschafter der Carreras Leukämie-Stiftung und wurde unter anderem mit dem „Bambi“ und dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Er ist Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Eisenberg und Wein-Botschafter des Weinanbaugebietes Saale-Unstrut. Sein Fazit daraus: „Ich liebe guten Wein und das Meer.“

Über ein Dutzend CDs verschiedener musikalischer Richtungen hat Gunther Emmerlich bisher veröffentlicht, 2007 erschien mit großem Erfolg sein Buch „Ich wollte mich mal ausreden lassen…“ mit heiteren autobiografischen Geschichten, 2010 das lang erwartete zweite Buch „ZUGABE – Anekdoten, Ansichten und anderes“.

zuhaus1Die Familie hat für Gunther Emmer-lich einen hohen Stellenwert. Seinen Vater konnte er nicht kennen lernen, weil dieser seit dem Krieg vermisst wurde und erst in den letzten Jahren Gewissheit über seinen tatsächlichen Tod besteht. Seine Mutter starb, als er elf Jahre alt war. Seine älteste Schwester adoptierte ihn und sorgte damit für eine geordnete Jugend. An seinen Opa kann er sich gut erinnern, denn von ihm bekam er die erste Gitarre und „den Knust vorn und hinten von  einem herzhaften Brot.“ Er ist verheiratet seit 1979 mit seiner Frau „Ännchen“, hat drei Kinder und sieben Enkel. Junge Menschen sollten sich nicht zu schnell „in festen Bah-nen bewegen und neugierig bleiben“, so Emmerlich. Wenn andere meinen, dass ein Vorhaben nicht geht, kann es gut werden. Er lebt mit seiner Familie in Dresden.

Das Interview mit Brigitte Theile vom BR3 machte auch noch weiteres aus dem Leben vom Opernsänger und Moderator deutlich. Die Suche nach Vielfältigkeit treibt ihn an und sein Sprachfehler: „Ich kann nicht ‚Nein‘ sagen.“ Solange seine Zuhörer bei ihm sind, möchte er gern weiter arbeiten. Besondere Privilegien, was ihm manchmal vorgeworfen wurde, so Emmerlich, habe er in der Zeit der ehemaligen DDR ganz bestimmt nicht gehabt. Er fragt zurück: Was sind Privilegien überhaupt? Vorteile, die man im Grunde nicht wirk-lich verdient hat. „Meinen Erfolg habe ich durch meine Arbeit als Sänger und Moderator erworben – nicht durch irgendwelche Arbeiten innerhalb und außerhalb der Partei.“ Die Überlegung einer Ausbürgerung in die Bundesrepublik kam für ihn nie in Frage. Dafür gab es jeweils ganz unterschiedliche Gründe: „Die Landschaft, die Freunde, die Verwandt-schaft, die Architektur, die Geschichte, ein Haus, vertraute Gegend – Heimat eben und die Hoffnung auf bessere Zeiten.“

© wde 11/2013