Mediathek 11/2013

emmerlich-bautzenEin Mann und seine Gitarre: Gunther Emmerlich würzte seine autobiogra-fische Lesung im Bautzener Theater mit einigen pas-senden Songs.
Foto: Carmen Schumann

Emmerlich sagt, wo es lang geht

Der schreibende Sänger überrascht in der
SZ-Reihe „Literatur live“ mit Anekdoten

Von Carmen Schumann, Sächsische Zeitung, Dresden

Begriffsstutzig ist das Bautzener Publikum nicht. Nachdem Gunther Emmerlich am Frei-tagabend den Zuschauern im voll besetzten Saal des Theater-Haupthauses am Beginn seines Programmes erklärt hatte, wie sich die Wertschätzung seiner Person durch Applaus und dem Wunsch nach Zugaben zu dokumentieren hat, stand das Publikum nach der Pau-se wie ein Mann. Worauf der Sänger triumphierend zu seiner Begleitung, dem Gitarristen Frank Fröhlich sagte: „Man muss den Leuten nur sagen, wo es lang geht!“ Aber Gunther Emmerlich wusste es zu schätzen, dass der Theatersaal am Freitagabend gut gefüllt war. „Sie sind wohl alle Handball-Fans, da Sie trotz der FußballÜbertragung zu mir gekommen sind“, vermutete er. Er sei ja selbst Fußball-Fan und hoffe, dass das Publikum es anerken-ne, dass auch er heute hier sei.

Ganz „trocken“ blieb die Lesung aus Gunther Emmerlichs Autobiografie „Zugabe“ nicht. Dafür sorgte sowohl Gitarrist Frank Fröhlich, als auch Emmerlich selbst, der zwischen seinen immer mit einem Schuss Selbstironie dargebotenen Anekdoten einige passende Lieder einstreute, wobei er sich auf der Gitarre begleitete. Was das „Frühstücks-Ei“ zu bedeuten hatte, das die ganze Zeit vor ihm auf dem Tisch stand, klärte sich im zweiten Teil des Programmes auf: Es handelte sich dabei um eine Art Rassel, mit der Emmerlich seinen Gitarristen bei seinem furiosen Solo unterstützte.  Gunther Emmerlich stellte bei der Ver-anstaltung in der SZ-Reihe „Literatur live“ nicht nur Auszüge aus seinem Buch „Zugabe“ vor, sondern auch aus einem noch unveröffentlichten Werk, das „Woanders ist es anders“ heißen soll. Immer präsentierte er sich dabei als einer, der gerne lacht, auch über sich selbst. So zelebrierte er genussvoll die Story von dem Frack, den ihm seine Ehefrau in den Koffer gepackt hatte, der um einige Nummern zu groß war. Gunther Emmerlich wusste das Ganze so plastisch vorzutragen, dass man es sich genau vorstellen konnte, wie er da, mit Wäscheklammern zusammengezurrt stocksteif seinen Auftritt durchstehen musste. Die Freude an einer gelungenen Pointe war dem Sänger auch bei jener Geschichte anzu-merken, wo es um einen gemeinsamen Auftritt mit seiner 21 Jahre alten bildhübschen Enkelin Sarah ging, mit der er über den Roten Teppich geschritten war und es sichtbar genossen hatte, wie hinter seinem Rücken getuschelt wurde. Alle Anekdoten kamen in einem heiteren Grundton daher. Nur bei der Geschichte um den frühen Tod seiner Mutter kam für einen kurzen Moment Nachdenklichkeit auf. Doch Emmerlich ließ es gar nicht erst zu großer Melancholie kommen, sondern streute nette Episoden ein, die mit seinem Na-men zusammenhängen. So habe er schon als Kind spitzgekriegt, dass sich auf „Emmerlich“ „jämmerlich“ reimt. Und er berichtete von einer Postkarte, die er einmal bekam, die adressiert war an „Frau Emma Lich“. Das Bautzener Publikum ließ den Sänger nicht ohne Zugaben von der Bühne. — Dienstag, 19.11.2013